3 – bis inklusive ›Gudrun mag Diesseits‹

Es geht richtig los und wir sind mitten drin.
Was sagst du zu Giuliano?
Kannst du ihn verstehen?
Wie wirken Gudrun und Lilianne auf dich?
Findest du interessant, was Giuliano bei Odysseus erlebt?

Die Fragen sind nur eine Anregung, bitte frei nach Lust und Laune, was dir zu diesem Abschnitt gefällt, missfällt und was dir dazu alles für Gedanken gekommen sind.

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Ein paar Kommentare zu “3 – bis inklusive ›Gudrun mag Diesseits‹

  1. ellielli

    Okay, ich bin wieder die Erste, also wieder der Reihe nach.
    1. Giuliano, ist ein Suchender, er versucht seinen Weg zu finden und dabei den Sinn seines eigenen Lebens zu erfassen.
    2. Ja
    3.Lilianne wird mir bis jetzt immer sympatischer, obwohl ich noch nicht weit hinter ihre Fassade blicken konnte
    Gudrun kommt mir vor wie eine Frau, mit Torschlusspanik, mit einem Hunger nach Leben, sie scheint als müsse sie sich durch den Sex beweißen, dass sie am Leben ist. Außerdem erscheint sie mir egoistisch zu sein.
    4. Überaus spannend, macht mich neugierig.
    Und noch eine Anmerkung, ich habe noch nie in einem Roman so viele Sexepisoden gelesen, ohne explizite Schilderungen. Gefällt mir sehr gut.

    1. martinmartin Autor des Beitrags

      Zu deinem letzten Punkt: Erotik gehört zum Leben, sogar als ein wichtiger Bestandteil. Aber ich finde, speziell da ist weniger meist mehr. Mittlerweile gibt es vom Mehr davon so schaurig viel, dass ich bei anderen Büchern immer weiterblättern muss.
      Habe heute den Film 2046 – Der ultimative Liebesfilm gesehen – ein bemerkenswerter Film, kommt demnächst als Schriftstellerfilm der Woche in der Autorenknowhowgruppe – wo genau dieses angedeutete Spiel einen unglaublichen Reiz ausübt. Ich finde es wichtig, die Fantasie des Lesers zu bemühen :-)

      1. ellielli

        Da stimme ich dir voll zu. War am WE. auf der Loveletter-Convention in Berlin, da war Sex in Liebesromanen und wie schreibt man ich nenne es mal “saubere Erotik” ich meine damit nicht ins Öbszöne oder Vulgäre abzurutschen, sondern die Emotionen im Blick zu behalten. War sehr interessant und spannend.

  2. maraka

    Juliano ist mir sympathisch. Diese Suchen und sich auf Neues einlassen können. Mir gefällt die Beschreibung, wie er durch seine eigene geänderte Wahrnehmung andere Reaktionen als bisher von seinen Gegenübern bekommt. Seine Erlebnisse bei Odysseus finde ich interessant und aufschlussreich. Doch, wie schon vermutet, mag ich diese langen Belehrungen nicht. Trotzdem war mir bis dahin auch der Odysseus recht angenehm. Aber nicht mehr seit der Szene mit “ich darf dir gewähren…” Da wird er für mich zu einem Überwesen, und das mag ich irgendwie nicht – ist wohl eine persönliche Abneigung.
    Die beiden Frauen sind ja recht eigenartig, aber es ist spannend zu erleben, wie sie sich unter der Veränderung von Juliano auch verändert zeigen.
    Die Entwicklung von Gudrun scheint mir diese mißverstandene “Selbstverwirklichung” abzubilden.
    Und wieder etwas Sprachliches:
    “Und dann stiegen meine Füße die Treppe hinunter und nahmen mich einfach mit.”
    So ein Satz ist für mich wie ein dunkles Sahne-Karamell-Bonbon. Das gibt es nicht so oft, hat eine angenehme Süße ohne zuckrig zu sein und lange anhaltenden Geschmack. Ich mag es sehr.

    1. martinmartin Autor des Beitrags

      Giuliano hat – vor der Geschichte :-) – auch schon einiges mitmachen müssen, um zu einer Öffnung für Neues bereit zu sein – wie das halt so im echten Leben der Fall ist.
      Odysseus ist in der Tat ein ganz eigener Typ. Bin neugierig, was du zu ihm am Ende sagst.
      Gudrun und Lilianne sind für mich die zwei Aspekte, die wohl in jedem Mann angelegt sind. Ihre Haarfarben, Covergestalten und Namen sollen das abbilden. Das Dunkle, Geheimnisvoll-erotisch-verfüherisch-Verruchte, das meist nicht zum Besten ist, versus der Sehnsucht nach der lichten, weiterführenden Energie, von der man sagt, dass sie in Form der starken Frau hinter jedem erfolgreichen Mann steht.
      Und danke für das Bonbon, ich freue mich immer, wenn mir solche Bilder zufallen dürfen.
      Liebe Grüße
      Martin

      1. maraka

        Nun, wenn hinter einem erfolgreichen Mann eine Frau steht, so ist das, weil diese Frau sich ihre Ziele, also ihre menschliche Weiterentwicklung, nach außen gelegt hat. Es ist eine Möglichkeit der Wahl, ich halte sie jedoch für nicht erstrebenswert. Es ist eine Reduzierung.
        Bei dir liest es sich, als sei es das „Richtige“, das Erstrebenswerte.

        1. martinmartin Autor des Beitrags

          Das sehe ich anders maraka oder wir missverstehen uns. Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau mag ein Ami so sehen, dass er Gouverneur wurde, weil sie gute Party geschmissen hat. Aber das meine ich nicht. Vielleicht ist meine Sicht in der heutigen, emanzipierten Stimmung schwer verständlich. Frauen haben andere archaische Qualitäten als Männer. Introvertiert, extrovertiert. Sie schafft die mentale Grundlage, die er nach außen hin verteidigt. So ist das gemeint. Kann aber heute kaum wer nachvollziehen, weil ja Frauen gleich sein wollen wie Männer, gleich stark, tough, gleich halt, stellen ihren … nein ihre Frau. Aber das ist vielleicht hier nicht der richtige Ort für sowas.

  3. RoswithaZatlokal

    Juliano kann ich gut verstehen, kann vieles nachempfinden.
    Ich merke jedoch, dass ich die Stellen mit Odysseus überfliege, ich sehr hastig drüberlese. Dieses lehrmeisterhafte Gehabe … mit dem kann ich gar nicht. Und mir sind diese Textstücke dann auch zu langatmig.
    Gudrun wird mir immer unsympathischer, mich erschreckt ihr ehrlicher Egoismus. Obwohl er ja andererseits doch auch bewundernswert ist.
    Lilianne mausert sich, so mein Empfinden. Ich mag ihre Art.

    1. martinmartin Autor des Beitrags

      Ich hätte mir früher so einen Typen wie Odysseus früher durchaus gewünscht. Aber vielleicht sind Männer da an ders als Frauen? Tut mir leid, dass du die Stellen nicht magst.
      Solche Phasen wie Gudrun hat man wohl eventuell in Situationen nach einer Befreiung, auch wenn die, wie hier durch den Tod ihres Mannes, nicht freiwillig ist – und dann kommt wohl noch eine Portion Trotz dazu. Ich bin zwar für Offenheit, aber ich denke, dass diese Art, wie Gudrun sie lebt, nicht auf Dauer funktionieren kann. Ich denke, auch bei Gudrun wird das letztlich eine Phase sein, so, wie ein Pendel, das in unserem Leben immer ausschlagen muss, um letztlich die Ruhe der Mitte zu finden.

      1. RoswithaZatlokal

        Ja, da gebe ich dir recht, Gudrun durchlebt eine für sie wichtige Phase, keine Frage. Bleibt abzuwarten, wie das endet.
        Ich bin schon gespannt wie die Geschichte endet.

  4. rostei

    Mein Gefühle zum Charakter Guliano sind immer noch durchwachsen. Er begibt sich unfreiwillig auf eine Sinnsuche, und niemand scheint ihn zu verstehen (oder verstehen zu wollen), außer Odysseus. Verstehe ich ihn? Nun ja, aus seiner Sicht scheint das schon nachvollziehbar zu sein, obwohl ich ihn immer noch für seltsam naiv halte. Gudrun ist an einem bestimmten Punkt in ihrem Leben angekommen, wo sich ihre Sichtweise Grundlegend geändert hat (es scheint tatsächlich ihr Ernst zu sein, wie sie sich gibt), und der ist vollkommen anders, als der Standpunkt, den Julian zu vertreten bereit ist.
    Lilianna kommt mir am ehrlichsten und von den Charakteren vor. Sie scheint sich selbst gut zu kennen.
    Giulianos Reise mit Odysseus ist wunderbar, und auch aus dem Klappentext ersichtlich, darum habe ich mich auf die Geschichte einlassen wollen.
    Was mir aus persönlicher Sicht nicht zusagt, sind die ganzen Beschreibungen, was wer gerade angezogen hat. Ist mir zu langatmig. Was die Spannung hält, ist glaube ich, die Neugier, ob sich Julian endlich frei wird, von dem verstanden werden wollen.

    Gruß Robert

    1. martinmartin Autor des Beitrags

      Ich weiß nicht, ob du den Film ›Wie im Himmel‹ kennst. Ist für mich einer der größten Filme: Lena (hier Lilianne) ist die einzige Person, die durch ihr natürliches Sosein einfach ist, wie sie ist, ohne Masken und Verstellung – sie kann sich erlauben, einfach sie selbst zu sein. Sie bringt damit rundherum alles aus den Fugen, bleibt aber dabei selbst statischer Mittelpunkt des Karussells.
      In einer Verfilmung von Bühnenzauber könnte ich mir Lilianne sehr gut durch Uma Thurman vertreten sehen (wenn die etwas kleiner wäre :-) ) und Odysseus durch Chris Kristofferson. Oder sollte ich sowas nicht sagen …?

      1. rostei

        Den Film habe ich noch nicht gesehen, nein. Aber ich denke, auch Julian kann es sich „leisten“ so zu sein wie er im inneren ist (und all die anderen auch), nur traut er sich nicht.
        Ist nicht eigentlich Odysseus der Mittelpunkt der unsteten Welt? Der, der es zu erkennen glaubt, was hinter dem Schleier der scheinbaren Realität verborgen ist.

    1. martinmartin Autor des Beitrags

      Ist doch öfters so, dass man irgendwann einen Spitznamen raufgehängt bekommt. Bei Julian allerdings spielt auch eine Rolle, dass Giuiliano lockerer und hipper klingt und es ist ihm recht, auf diese Weise etwas aufgewertet zu werden und weniger unverstanden und ein wenig verklemmt zu wirken, als ihm zumute ist.

  5. rostei

    Mh, ja. Woran erkenne ich, das Julian sich mit dem Sitznamen aufgewertet fühlt? Mir kommt es eher so vor, als wolle man ihn damit „aufziehen“. Ich merke gerade, dass das mit ein Grund ist, warum ich ihn für, na sagen wir, zu jung für sein Alter, empfinde….

  6. daniela77

    Ich kann Giuliano gut verstehen. Kann gut mit ihm mitempfinden. Ich stelle mir auch ab und an mal die Frage nach dem Sinn des Lebens oder was wäre wenn ich mich in manchen Situationen anders entschieden hätte. Das was Giuliano bei Odysseus erlebt hat (Wahrnehmung) ist genial. Im heutigen Leben nimmt man sich gar nicht mehr die Zeit zur Wahrnehmung oder zum genießen, es ist alles selbstverständlich und man denkt das es eben so ist und man eh nichts ändern kann. Also Gudrun will oder kann ihn nicht verstehen, momentan ist sie mir nicht so sympathisch. Manchmal scheint sie sehr egoistisch. Giuliano ärgert sich oft über sie, aber lässt sich immer wieder rumkriegen von ihr. Er will ja etwas ändern, aber es scheint er verfällt immer wieder in alte Muster.

    Lilliane ist anders als Gudrun, mal sehen was wir noch über sie erfahren. Vielleicht versteht sie Giuliano besser oder auf eine andere Art.

    Das Buch ist sehr fesselnd. Mir geht es jedenfalls so, das ich dann über das gesagte nachdenke. Odysseus hat eine sehr schöne Art an sich das was eigentlich kompliziert klingt gut zu umschreiben, er will das man nachdenkt über das Leben und seine Zusammenhänge.

    1. martinmartin Autor des Beitrags

      Ja, Giulialno ist in einer dieser typischen Situationen: will ich in die richtige Richtung durch Sehnsucht (Liliannes Energie) oder in dieselbe Richtung durch Abscheu (das NICHT, was ihm von Gudrun widerfährt). Wir können immer entscheiden, ob wir der zarten, lockenden Energie folgen wollen (der einfachere, aber Mut und Konsequenz voraussetzende Weg) oder mit der Holzhammermethode dorthin geprügelt werden wollen (der übliche Weg).

      Aber ich möchte nichts sagen, weil vielleicht ist es ja gar nicht so …? Gudrun ist gar nicht so und Lilianne die Schlimme? Oder kommt es überhaupt anders, weil da ja noch die faszinierende Putztruppleiterin ist? :-))

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