Verantwortung hinter Sex, Crime & Horror

Sind es nur diese Genres, auf die unsere Leser abfahren? Das ist die eine Frage. Clevere Autoren setzen sich auf diese Fährte und produzieren für diese Leser – und verdienen Geld damit. Diese Bedürfniesse zu bedienen bedeutet aber auch etwas ganz anderes. Und darüber möchte ich heute schreiben.

Den Stein des Anstoßes …

… zu diesem Artikel lieferte das Posting von Margit Gieszer in meiner Facebook-Autorengruppe Autoren-Kowow.
Margit schrieb:

Ich finde es traurig, das negative Geschehnisse immer noch den Markt und die Welt beherrschen. Unsere Bücher sind unsere Schöpfungen, wollen wir das wirklich auch noch in die Welt bringen? Ich hätte auch Ideen für Krimis, jedoch glaube ich nicht, dass ich damit was Gutes in die Welt bringe. Aber das ist nur meine Sicht der Dinge, jeder muss das selber für sich entscheiden.
Wenn es um Geld geht, gibt es bessere Möglichkeiten, das zu manifestieren – mit schönen Dingen, die die Welt bereichern.

Ich habe selbst einmal rein aus Neugier in Erwägung gezogen, ein kleines Erotikbuch zu schreiben, bin aber froh, es nicht getan zu haben. Warum? Sicher hätte ich damit Geld verdient. Aber um welchen Preis? Einerseits hätte mir diese Zeit gefehlt für Themen, die mich wirklich interessieren. Aber ebenfalls wäre meine Geschichte Wichsvorlage für so und so viele Leser gewesen. Will ich das? Nein, will ich nicht. So weit geht ‘Hauptsache Geld’ bei mir nicht. Wenn man aber von diesen direkt nachvollziehbaren Folgen etwas weiter denkt, dann tut sich damit im Hintergrund noch viel Unheimlicheres. Mit allem, was wir tun geben wir in der Qualität dessen, was wir tun, von unserer Lebensenergie etwas ab und lassen das ins Kollektiv einfließen. So entstehen regelrechte Energiezentralen, die jeden unterstützen, der diese Art von Energie schätzt. In anderen Worten: Mit jedem Krimi, Erotikroman, Gruselschocker, Kriegsroman stärken wir diese Eenergiezentren (morphogenetischen Felder). Wenn man diesen Aspekt im Hinterkopf behält, während man Misstände betrachtet, ergeben sich erschreckende Erkenntnisse. Die ‘aufgeladensten’ Energiezentralen sind heute Sex und Gewalt. Ob sich jeder Thrillerautor mit seinen Morden und jeder Erotikautor mit seinen Geschichten darüber im Klaren ist, dass er dami indirekt- oder nein: direkt – vom Rechtsradikalismus bis zu Kriegen und sexuellen Übergriffen aktiv beiträgt?

Das ist übertrieben oder bigott? Ich denke nicht. Wenn Kinder keine Handys und elektronischen Spielzeuge haben, geben sie sich zufrieden mit Holzspielzeug und Versteckenspiel. Das allerdings weniger in unseren Breiten, wo sie durch Freunde nun einmal verführt werden. Ich glaube, es ist ganz interessant sich die Nachfage-Angebotsregel von der anderen Seite zu betrachten. Um zu Geld zu kommen, muss man die Nachfrage ergründen und das Gefragte liefern. Was nicht bedacht wird, ist die Verantwortung, die man damit übernimmt. Dafür möchte ich noch eine Runde weiter ausholen.

Recht wenig Leute bilden sich eine eigene Meinung zu mehr oder weniger allen Belangen. Die meisten übernehmen die Ansichten anderer – vor allem der Medien – so gut wie ungefiltert und verbreiten sie als die eigene oder Berufung auf zuverlässige Quellen und beim Stammtisch geht es dann rund, wenn zwei konträre aufeinandertreffen. So handelt der größte Teil der Menschen und natürlich auch Leser. Es gibt also die recht wenigen Opinion-Leader und die vielen Mitläufer. Wer sich zu sich und seinem Leben Gedanken macht und die auch umsetzt, ist weniger in Gefahr in so einen Mainstream gezogen zu werden. Vom Mainstream mitgezogen werden die, die eher gedankenlos ihr Leben leben, den Meinungen anderer folgen und dann das dazu Passende konsumieren. Dieser Mainstream flösse mit Sicherheit in eine ganz andere Richtung, gäbe es diese Verlockungen nicht. Und die Verlockungen werden nun auf dem Buchsektor von uns, den Autoren geliefert.

Freilich kann man nun entgegnen, dass schließlch jeder nur für sich verantwortlch sei. Nur wäre das für mich persönlich keine Rechtfertigung, wenn ich mir bewusst mache, dass ich mit meinem Kriegsroman ein winziges Bisschen zu Krieg und Radikalismus beigetragen habe, mit meiner Erotikgeschichte zu einer Vergewaltigung und mit meinem Schocker zu einer Grausamkeit. Nicht vergessen: Hier macht es nicht die Quaität, sondern die Quantität – auch ein wenig ist ein Beitrag.

Ein Kollege antwortete auf den oben angeführten Beitrag, dass nur schöne Dinge zwar das reale Leben bereichern, aber für Fiktion nicht geeignet wären. Ich denke, dass er demselben Trugschluss aufsitzt wie die Leute, die sich nur Schönes bis ans Lebensende wünschen. Meine Urgroßmutter pflegte das Problem simpel so auf den Punkt zu bringen: ‘Immer schön angezogen ist nie schön angezogen’. Das Schöne wird nämlich erst durch das Gegenteil wirklich erkennbar. Sowohl im echten Leben als auch in unserer Fiktion sind also Konflikte wichtig, um uns deren Lösung genießen zu lassen. Echtes Leben und Fiktion sind nahezu aus dem gleichen Stoff gemacht.

Weiters meinte derselbe Kollege im selben Post, die Verbrechen in diesen Büchern hätten keine Opfer. Haben sie sehr wohl. Fantasie und echtes Leben beflügeln sich wechselseitig, das sollte man nie vergessen. Zwischen dem Mord im Kopf und einem echten ist weniger Unterschied als der ahnungslose Autor annimmt. Wer es nicht glaubt, sollte sich mit dem Phänomen der Spiegelneuronen befassen.

Und schließlich las ich in einem anderen Post, dass nun mal die Leute auf Sensationen versessen seien. Das ist nachvollziehbar und ich glaube, dass dieses Bedürfnis tief aus dem Unterbewusstsein kommt, aber in Wirklchkeit auf etwas ganz anderes hinzielt: auf Veränderung. Denn jede Sensation ist eine Unterbrechung unseres trüben Daseins. Allerdings sollte sie nicht uns selbst passieren. Dieser Wunsch ist der Motor für nahezu alles. Für Arme, reich zu werden, für Einsame, zweisam zu werden, für Gelangweilte, Farbe ins Leben zu bekommen. Noch eine Ebene reduziert: Bewegung und der Wunsch nach Entwicklung ist jedem Lebewesen, egal ob Mensch, Tier, Pflanze oder Mineral als Urkraft innewohnend. Und um den Vorgang zu komplettieren: alles, was innerlich, also emotioal zu kurz kommt oder übertrieben wird, versucht man im Außen zu kompensieren. Als Beispiel: Menschen, die sich ihren emotionalen Problemen nicht stellen, sich also innerlich bewegen müssten, sind oft äußerlich sehr aktiv – mangelnde innere Bewegung wird versucht, durch äußere auszugleichen.

Was hat das jetzt mit der Verrantwortung eines Autors damit zu tun, was er schreibt?

Mit allem, was wir schreiben, bevölkern wird die Welt energetisch. Viele Morde und viel Krieg schaffen die energetische Grundlage für Gewalt und Krieg. Wer’s nich glaubt, braucht nur die Parallele zwischen der Vorliebe für Krimis und der Zunahme an Gewalt zu beobachten. Ja, wenn man keine Krimis mehr schreiben soll, sondern nur noch schöne Sachen, was dann? Wer redet denn von nur schönen Sachen? Man braucht aber keinen Mord, um etwas spannend zu gestalten. Drohende Gefahren und Konflikte genügen. In unserem Leben lernen wir so eine Menge von all dem kennen, dass es für unzählige gute Geschichten reicht, die sehr spannend sein können und trotzdem unser Leben bereichern. Aber auch dafür bracht es halt den Willen, selbst aktiv zu werden.

Ich denke, unsere Fantasie ist gefordert, unseren ganz normalen Alltag und unsere weniger finsteren inneren Winkel nach geschichtentauglichem Stoff zu untersuchen. Ich denke, meine eigenen Bücher sind durchaus immer wieder spannend, aber es gibt keinen einzigen Mord. Mein Thema zum Beispiel sind die Dinge hinter den Dingen, weshalb ich das Genre ‘Fantastischer Realismus’ nenne. Es ist schade, dass es praktisch keine Romane über die Erlebnisse eines Schamanen oder Psychologen gibt. Ich wünsche mir für uns mehr Mut zum Originellen, Spannenden, aber mordfreien, zum Anderen. Sicher wird man damit kaum auf Platz 1 bei Amazon landen. Und wenn mehrere sich trauen, zu sich selbst zu stehen, dann können wir damit auch ganz langsam den Bedarf in eine andere richtung bringen.

 

 

 

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