Auszeichnungen (alt)

Auszeichnung bedeutet eine typografische Option, Textteile hervorzuheben. Die Möglichkeiten, die uns zur Verfügung stehen sind an den gängigen Textsystemen:
fett, kursiv, unterstrichen, durchgestrichen, ›einfache Anführungszeichen‹ und »doppelte Anführungszeichen«. Anführungszeichen können auch so ausfallen: ‚einfach‘ und „doppelt“.
Es gibt auch die Möglichkeit, die Laufweite zu erhöhen (gesperrt), Versalien (alles groß) oder Kapitälchen (Kleinbuchstaben sind Großbuchstaben in Kleinbuchstabengröße). Die schließe ich aber gleich aus, weil sie in belletristischen Texten unüblich sind.

Außen vor lasse ich auch alle Spezialdaretsllungen wie Pop-Literatur oder sontige Spezialitäten wie etwa der grün-rote Druck bei der Unendlichen Geschichte von Michael Ende. Es geht mir um die Darstellung in einem ernst zu nehmenden belletristischen Text. Machen kann zwar jeder, was er will, doch die ganzen speziellen Darstellungen sind etwas, wofür es keine Regeln gibt und die deshalb wild um sich greifen. Die Rechtfertigung der Autoren lautet dann oft: ›Ja, aber Stephen King macht das auch so!‹ Mal Hand aufs Herz: Sind die USA so ein tolles Vorbild für optisch ästhetische Darstellung? Ich finde nicht. Dass heute sogar Verlage dazu übergehen, die amerikanischen Vorbilder zu übernehmen, ist zwar leider eine logische Folge – wir übernehmen ja alles von dort – aber wünschenswert finde ich es nicht. Denn ich glaube, dass auch wir Kultur haben (genau betrachtet die ältere), die es Wert ist, gepflegt zu werden.Da es zu diesem Thema keine Regeln gibt, erlaube ich mir, es logisch anzugehen.

Welche Auszeichnungen sollte man in belletristischen Texten verwenden? Das sind nur zwei aus der ganzen Palette: kursiv und ›einfache Anführungszeichen‹. Keine »doppelten«, die sind der direkten Rede vorbehalten oder Zitaten bei journalstischen Texten.

Dabei ist kursiv meistens die schwächere Auszeichnung und ›‹ die stärkere. Will man etwas betonen, z.B. »Das lässt du aber *mich* machen!«, dann wird ›mich‹ kursiv gesetzt. No-gos sind fette Auszeichnung oder Großschrift für Schreien. Kommt man in diese Versuchung, sollte man zusehen, im Text tell in show zu ändern, denn die Vehemenz muss sich aus der Szene ergeben:
Er schlug mit der Faust auf den Tisch, dass die Tassen sprangen. »Du bist so ein Gauner, dass ich dich würgen könnte!«
Maximal noch ein Rufzeichen, wobei man auch das sparsam verwenden sollte.

Wo kursiv verwenden?
Kursiv ist die schwächere Hervorhebung, bei der der Text trotzdem noch fließt.
– Zum Beispiel in seltenen Fällen bei Betonungen – siehe oben.
– Weiters in seltenen Fällen der Missverständlichkeit: Diese Informationen hatte er aus der Zeit. Weil die Zeitung gemeint ist.
Das war’s auch schon.

Nicht verwenden sollte man Auszeichnungen bei Namen, auch nicht bei denen von Lokalen, Automarken usw. Man schreibt ja auch nicht Robert wanderte nach Südamerika aus. Warum dann: Er ging in den Goldenen Hirschen einen heben? Dass es sich dabei nicht um ein Tier aus dem Wald in der Farbe Gold handelt, liegt auf der Hand.
Ebenfalls nicht für Gedanken verwenden. Kommt man dazu in Versuchung, hat man vermutlich ein Perspektivproblem.
Und auch nicht bei Fremdwörtern nötig: Er begrüßte sie mit einem fröhlichen bon jour. Kein Grund, das hervorzuheben.

Wann ›einfache Anführungszeichen‹?
Sie lassen den Textfluss stocken.
– Bei direkter Rede in direkter Rede: Jemand erzählt etwas, in dem direkte Rede vorkommt.
– Hinweis auf das Wort, den Begriff: Er fühlte sich wie ein Bohemien und fragte sich, wie man ›Bohemien‹ schreibt. Oder wie oben: Dann wird ›mich‹ ausgezeichnet.
Nicht verwenden für Ironie: »Das ist aber ein ›klasse‹ Typ.« Dabei ist der Sprecher in Wirklichkeit der Ansicht, dass dieser ein Heuchler ist. Hier genügt entweder:
Er schnaubte verächtlich. »Das ist aber ein klasse Typ.« Oder: »Das ist aber ein klasse Typ«, sagte er und zog abschätzig die Mundwinkel nach unten.

Wenn man das Bedürfnis spürt, auszeichnen zu müssen – Betonung ausgenommen, wofür sie ja gedacht ist – kann man fast immer davon ausgehen, dass etwas mit dem Text selbst nicht passt. Ist ja ein praktischer Hinweis, finde ich.

 

 

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