Es ist bekannt, dass zum Schreibenlernen Lesen gehört. Sicher auch mal den einen oder anderen Ratgeber, aber vor allem Kollegen. Was liegt näher, als bei Bestsellern zu spionieren, was und warum es funktioniert. Dieser Artikel enthält – ständig erweitert – Tipps zu Büchern, aus denen ich etwas lernen kann. Vielleicht auch du?
Direkt zu den Büchern:
Josie Silver – Ein Tag im Dezember
Jojo Moyes – Nächte, in denen Sturm aufzieht
Zum Thema:
Manchmal denke ich mir beim Lesen eines Buchs, dass ich genau so auch gerne schreiben können würde. Geht dir das auch so? Dann kann dieser Artikel für dich interessant werden. Ich habe nämlich im Sinn, in sporadischen Abständen neue, für mich gute Bücher vorzustellen. Ich werde das Erscheinen in der Facebookgruppe Autoren-Knohow jeweils teilen, dann können wir dort dazu plaudern.
Gerne eure Kommentare zu anderen Büchern hier unten in den Bemerkungen.
Es sind alle Genres willkommen, auch wenn von mir keine heftigen Blutstories, Horror oder Sterbegeschichten kommen werden. Jeder kann natürlich mögen, was er will.
Und es wäre schön, wenn du über die Kommentare hier unten auch umgekehrt uns anderen Tipps gibst, was dich angeregt hat und vor allem, warum (bitte nicht auf Faebook, dort geht es verloren!).
Was macht ein Buch für mich bemerkenswert? Abgesehen von entfallenden Störfaktoren (misslungene Inquits, kursive Gedanken, ›Lieblingswörter‹ wie etwa ständig ›zögerlich‹ oder ›sehr‹, eine fantasielose Sprache oder Geschichte …) kann es ein Schwerpunkt sein, wie besonders gelungene Dialoge, ein bestimmter Humor, ein interessanter Plot, authentische Figuren, schöne Metaphern und vieles mehr. Genauso aber auch eine Mischung aus allem, also einfach ein geniales Buch. Aber bitte immer mit Begründung, weshalb.
Josie Silver – Ein Tag im Dezember (hinzugefügt: 4.1.2019)
– ca. 450 Seiten
– Heyne Verlag 8.10.2018
Inhalt: London. An einem trüben Winterabend sitzt Lu im Bus, als sie einen jungen Mann an der Haltestelle bemerkt, der in ein Buch vertieft ist. Er blickt auf, und für einen wunderschönen Moment treffen sich ihre Blicke. Doch bevor er einsteigen kann, setzt sich der Bus in Bewegung.
Monate vergehen, und Lu kann die Begegnung mit dem Bus Boy, so nennen sie und ihre beste Freundin Sarah den Fremden, einfach nicht vergessen. Erst ein Jahr später finden Jack und Lu sich endlich wieder. Doch mittlerweile ist Bus Boy mit Sarah zusammen. Und die ahnt nichts von dem furchtbaren Zufall…
Was mir auffiel: Auf den ersten Blick eine ganz normale Lovestory. Aber …
- Immer wiederkehrendes Konfliktpotential
- Sehr figurennahe Beschreibung – die Figuren leben.
- Gelungene Alltagsszenen (das mögen wir Leser, weil wir es kennen)
- Wenige Themen, die aber durchgängig: Beziehung und Radio/TV
- Keine Störfaktoren wie z.B. falsche Inquits usw.
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Jojo Moyes – Nächte, in denen Sturm aufzieht (hinzugefügt am 23.2.2019)
– ca. 480 Seiten
– Verlag: Rowohlt Taschenbuch
Inhalt: Liza McCullen weiß, dass sie ihrer Vergangenheit nicht entfliehen kann. Doch in dem kleinen beschaulichen Örtchen Silver Bay an der Küste Australiens hat sie ein Zuhause gefunden für sich und ihre Tochter Hannah. Die unberührten Strände, der Zusammenhalt in der kleinen Gemeinde und die majestätischen Wale, die in der Bucht leben, bedeuten ihr alles. Täglich fährt sie mit ihrem Boot raus aufs Meer und bietet Walbeobachtungstouren an für die wenigen Touristen, die sich nach Silver Bay verirren. Als der Engländer Mike Dormer anreist und sich in der Pension von Lizas Tante einquartiert, gerät das beschauliche Leben in Gefahr. Der gutaussehende Fremde in den zu schicken Klamotten passt nicht nach Silver Bay, und niemand ahnt, dass er Pläne schmiedet, die den kleinen Fischerort für immer verändern könnten.
Was mir auffiel: Zuerst verwirrt, weil ich den Klappentext nicht las und so erst auf Seite 75 dahinterkam, dass es in Australien handelt
- Hervorragend durchgeplottet
- Dass man zur anfänglichen örtlichen Orientierung den Klappentext braucht, ist einerseits raffiniert, andererseits fragwürdig. Ich höre es nun zum zweiten Mal und da kommen mir viele Dinge viel schlüssiger vor. Ich finde, zweimal lesen sollte nicht unbedingt nötig sein, damit man ein Buch verstehen kann. Zugegeben, das ist eine große Herausforderung für den Autor. Jojo Moyes kann sich sowas leisten, weil die Geschichte an sich gut und sie bekannt ist
- Fünf ausgezeichnet charakterisierte Protagonisten erzählen abwechselnd in der Ich-Perspektive, Imperfekt
- Gekonnte Suspense – Informationen werden in ganz normalen Situationen so erzählt, wie sie erlebt werden. Daher wird vorausgesetzt, dass man etwas wissen sollte, was man natürlich nicht kann. Diese Technik ist geschickt eingesetzt, um Spannung aufzubauen
- Gut ausgearbeitete unterschiedliche Stimmen der Protagonisten, auch wenn die meisten etwas ruppig sind, nicht nur die der ›Waljäger‹
- Sehr gut zum Thema Australien, Wale, Delphine und vor Ort recherchiert, was lebendige Bilder schafft
- Habe das Buch als Hörbuch genossen, es ist wunderbar gesprochen
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Da mache ich gerne mit.
Mir hat das Buch “Ein ganzes Leben“ von Robert Seethaler sehr gefallen.
Hier sieht konnte ich lernen, dass auch “einfache“ Geschichten, ohne explosive Action, ohne übertriebene Liebesszenen, ohne blutverschmierte Leichen spannend erzählt werden können. Der Autor übertreibt auch nicht mit Adjektiven. Er erzählt es so “still“ und unaufdringlich, dass ich das Gefühl hatte, der Protagonist sei mein bester Freund. Ja, so würde ich auch gerne schreiben können.
Scheint eine Geschichte zu sein, die mir nicht wirklich liegen dürfte – ich mag Geschichten nicht so gern, die in den Bergen und am Land in unseren Breiten spielen. Aber ich werde mir mal ›Die weiteren Aussichten‹ zur Brust nehmen, vielleicht konmt das eher hin. Danke für den Tipp!
Sehr großen Anteil an meiner Schreibentwicklung hatte unter anderem wohl Ray Bradbury (Fahrenheit 451, Die Mars-Chroniken, Der Illustrierte Mann, …). An ihm hat mich besonders fasziniert, dass er sich einem eher schlichten Stil bedient, ohne dabei substanzlos zu erscheinen. Im Gegenteil hinterlassen seine Schilderungen, obwohl er nur wenig beschreibt, doch den Eindruck, seine Figuren und deren Umgebung genau zu kennen.
Auch mag ich seine Geschichten, weil er in die Handlung einführt, ohne ein allzu rasantes Tempo vorzulegen. Eher erscheint er in gewisser Weise immer alles gemächlich anzugehen, sich keiner übermäßigen Dramatik zu bedienen, und dennoch keine Langeweile aufkommen zu lassen. Er hat keine Effekthascherei nötig, weil seine Figuren und deren Schicksal genügen, sich der Geschichte zu widmen und sie gerne zu lesen.
Ist ein interessanter Aspekt: Der Inhalt ist so packend, dass man es mit der Sprache nicht sein muss. Danke für den Anstoß, wieder mal bei Bradbury vorbeizuschauen!