Patchwork mit Nicht-Windows-Rechnern nutzen und echtes mobiles Arbeiten

Home Foren Patchwork3 Tipps und Tricks Patchwork mit Nicht-Windows-Rechnern nutzen und echtes mobiles Arbeiten

Schlagwörter: , , , , , ,

Dieses Thema enthält 6 Antworten und 4 Teilnehmer. Es wurde zuletzt aktualisiert von  Juergen vor 2 Wochen, 3 Tagen.

Ansicht von 7 Beiträgen - 1 bis 7 (von insgesamt 7)
  • Autor
    Beiträge
  • #46327

    Juergen
    Teilnehmer
    • Beiträge: 43
    • Stammgast

    Hallo,
    Martin hatte mich gebeten, einen Beitrag von mir in einem anderen Thread als getrennten, eigenen Thread aufzumachen. Den Inhalt habe ich noch etwas angepasst und aktualisiert sowie in zwei Teile geteilt.

    Teil 1 – mit Nicht-Windows-Geräten ein Windows-Programm benutzen.
    Hat man das Bedürfnis, ein Windows-Programm wie z.B. Patchwork auf einem Rechner, der nicht Windows als Betriebssystem hat, zu benutzen, gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie beispielsweise auf dem betreffenden Rechner eine sogenannte Virtuelle Maschine (VM) einzurichten. Das stößt nicht immer auf Begeisterung.
    Es gibt noch eine andere Möglichkeit, auf einem Nicht-Windows-Rechner für Windows geschriebene Programme zu bedienen. Die Lösung ist etwas aufwendiger, hat aber durchaus noch andere Vorteile. Ich benutze das “Remote Desktop Protocol“ von Microsoft (abgekürzt RDP), um von meinem Notebook (als sog. Client) auf einen anderen Rechner (als sog. Host) in meinem heimischen WLAN-Netz zuzugreifen, also fernzusteuern.
    Dieser Host ist in meinem Fall ein sehr preiswerter Fujitsu Esprimo Q956 mit einem Intel i5-6500T als Prozessor aus der Mobil-Prozessor-Reihe. Der ist schon etwas betagt, aber dennoch erstaunlich leistungsfähig, jedenfalls für unsere Zwecke ausreichend. Mit 8 GB RAM und einer 120 GB SSD hat er 135 € gekostet, bei einem polnischen Versender. Ähnliche Rechner gibt es auch von Lenovo, Dell oder HP als sogenannte Thin Client oder Mini-PC (die Abgrenzung ist heutzutage sehr fließend). Das sind Leasing-Rückläufer, die aufgearbeitet wurden (oder wie man heute sagt: refurbished).
    Nun habe ich den nicht wegen Patchwork gekauft, sondern für meine Heimautomation, weil der Rechner 24 h täglich und 7 Tage die Woche laufen soll und im Leerlauf nur 5…7 W verbraucht. Man kann natürlich den Rechner bei Bedarf manuell ein- und ausschalten.
    Zum Testen habe ich Papyrus, Patchwork, Scrivener, MS-Office und Fusion 360 (ein CAD-Programm) darauf installiert sowie als Betriebssystem Windows 10 Pro (Pro ist wichtig, sonst geht es nicht). Windows 10 Pro Lizenzen gibt es für unter 10 € bei diversen großen Online-Shop zu erwerben. Bei vielen Refurbished-PCs ist sie schon dabei. Im Windows des Host muss als erstes das RDP freigeschaltet werden. Einen Monitor, eine Maus und eine Tastatur benötigt man nur für die Erst-Inbetriebnahme, sobald RDP läuft, kann man diese Geräte entfernen.
    In meinem Notebook (als Client) habe ich eine RDP-Verbindung zu diesem Host eingerichtet und arbeite nun seit Wochen ausschließlich (!) via RDP mit dem o.g. Rechner. Ein Verzug oder Latenz beim Schreiben habe ich bisher nicht festgestellt.
    Da es für den Mac ebenfalls einen RDP-Client gibt, sollte man auf diesen Weg ohne “Parallels“ oder “Crossover“ in der Windows-Welt arbeiten können. Ebenso für Android-Geräte wie Tablets oder Smartphones. Und natürlich auch für Linux-Rechner.
    Zum Beispiel habe ich ein Android-Tablet “Samsung S4 lite“ in Benutzung. Mit einer für wenig Geld (um 30 €) erhältlichen Bluetooth-Tastatur inklusive Mauspad kann man auf dem Tablet mit Patchwork gut arbeiten. Besser als mit dem integrierten Mauspad geht es mit einer zusätzlichen Bluetooth-Maus (ca. 15 €).
    Demzufolge ist es möglich, mit mehreren Geräten auf einer Lizenz der Windows-Software arbeiten, da diese ja nur auf einem Gerät (dem Host) installiert ist. Das sollte mit den Lizenzbedingungen im Prinzip aller Software konform sein. Mehrere RDP-Verbindungen gleichzeitig zu einem Host gehen allerdings nicht. Wer auf Sicherheit Wert legt, sollte im Internet-Router den Port 3389 sperren. Damit wird verhindert, dass böse Buben über RDP von außen in das eigene Netzwerk eindringen, eine bekannte Schwachstelle. RDP hat im Vergleich zu anderen Fernsteuerungs-Lösungen den Vorteil, dass es eine direkte Punkt-zu-Punkt-Verbindung ist, ohne dass ein Server irgendwo in der Welt dazwischengeschaltet ist. So ist zumindest meine Kenntnis.
    Und man hat überall den aktuellen Bearbeitungsstand ganz ohne Cloud wie Dropbox usw.

    Teil 2 – mobiles Arbeiten mit VPN
    Hier geht es um tatsächliches mobiles Arbeiten, also im Urlaub im Hotel oder Café, im Auto oder im Zug so zu arbeiten, als hätte man seine heimische Arbeitsumgebung vor sich, ohne das Notebook oder gar den Desktop mitschleppen zu müssen. Damit ist es auch für den gelegentlichen Zugriff geeignet, ohne das man es vorher geplant hat. Voraussetzung ist nur ein Internet-Zugang, zum Beispiel über das WLAN des Hotels oder über das eigene Smartphone als “Mobiler Hotspot“ und ein zu Hause laufender oder einschaltbarer Rechner wie im Teil 1 beschrieben. Und als wesentliche Bedingung ein sicherer Zugang zum heimischen Netzwerk, wie nachfolgend erläutert.
    Mit sehr vielen Internet-Routern lassen sich sogenannte VPN (Virtual Private Network)-Verbindungen einrichten. Besitzer einer Fritzbox der Firma AVM mit der Firmware-Version ab 7.50 können mit wirklich sehr einfachen Mitteln einen sogenannten VPN-Tunnel mit Wireguard zum heimischen Netz aufbauen. Wireguard-VPN ist ein verschlüsseltes Protokoll zur sicheren Kommunikation zwischen Rechnern. Apps für Wireguard gibt es für zahlreiche Betriebssysteme, darunter iOS, Linux, Android. Mittels Wireguard-VPN kann von den eigenen mobilen Geräten und von jedem öffentlichen WLAN oder dem vom eigenen Smartphone aufgespannten mobilen Netz eine sichere Verbindung zum heimischen Netz aufbauen. Das geht wirklich sehr einfach. Mittel VPN auf das heimische Netz zuzugreifen ist so, als wäre man zu Hause. Und das geht von jedem öffentlichen WLAN mit maximaler Daten-Sicherheit. Also im Urlaub im Hotel an seinem Projekt weiterzuarbeiten oder im Zug mit dem Smartphone den gestern geschriebenen Text noch mal zu kontrollieren und sogar gleich zu korrigieren, alles ist auf diesem Weg möglich, weltweit.
    Eine weitere Voraussetzung ist, dass das heimische Netz entweder über eine feste IP-Adresse verfügt, was eher selten der Fall ist oder über eine Internet-Adresse. Dafür gibt es sogenannte DynDNS-Dienste, die die sich gelegentlich ändernde IP-Adresse in eine feste Internet-Adresse wie zum Beispiel “3859827531.Dyndns.de“ wandeln. Die Fritzbox stellt einen derartigen Dienst mit eigenen Mitteln zur Verfügung, die sog. MyFritz-Adresse. Das lässt in der Bedienoberfläche der Fritzbox einrichten.
    Der Nachteil der VPN-Variante ist, dass man doch einen kleinen Verzug spürt, den man aus meiner Sicht beim Schreiben zwar sieht, aber nicht wirklich stört. Das hängt natürlich von der Qualität der Netzanbindung des Gast-Netzes oder der Mobilfunk-Verbindung ab.
    Auch hier gilt, man hat überall den aktuellen Bearbeitungsstand ganz ohne Cloud wie Dropbox usw.
    Die Arbeit ist komfortabel möglich und man braucht nicht den Umweg über handschriftliche Notizen auf Papier oder in einem pdf-Dokument zu gehen, sondern schreibt gleich dort, wo es hingehört.

    Der Rechner zu Hause, also der Host, muss natürlich in Betrieb sein. Mittels einer über das WLAN schaltbaren Steckdose kann er ferngesteuert ein- und ausgeschaltet werden. Sofern der Rechner über die entsprechende Möglichkeit verfügt (im BIOS zu finden als “Restore on AC/Power Loss“, “AC Power Recovery“), würde er dann von allein wieder starten. Bei meinem o.g. PC ist das der Fall.
    Wenn man das alles so installiert hat, würde der Ablauf z.B. am Android-Tablet so aussehen:
    1. In der Wireguard-App den Schalter zum initialisieren der VPN-Verbindung betätigen.
    2. Sofern der Host noch nicht eingeschaltet ist: Über die zugehörige App den Rechner einschalten und etwas warten, bis der Rechner läuft.
    3. Über die RDP-App auf dem Tablet die Verbindung zum Host starten.
    4. Patchwork starten.
    Bei mir würde das keine Minute dauern. Jedoch läuft der Host und damit auch Patchwork bei mir immer, sodass die Punkte 2 und 4 entfallen, infolgedessen dauert es nur circa 10 Sekunden und ich bin arbeitsfähig!

    Ich bin mit dieser Lösung sehr zufrieden und werde im anstehenden Urlaub nur noch mein Tablet, die Tastatur und eine Bluetooth-Maus mitnehmen.
    Vielleicht ist es nicht nur für die Mac-User eine Anregung, zumal das alles wirklich kein Hexenwerk ist, also auch für Nichttechniker zu handhaben. Wer dazu Fragen hat oder weitere Hilfe benötigt, kann sich gerne an mich wenden, hier im Forum oder über eine direkte Nachricht.

    VG Jürgen

    #46328
    martin
    martin
    Keymaster
    • Beiträge: 6506
    • Käpt'n

    Hallo Jürgen,

    habe eben mit großer Begeisterung deinen hochinteressanten Artikel gelesen.

    Ich danke dir vielmals für die Mühe, das mit uns zu teilen!

    Liebe Grüße und einen guten Wochenstart
    Martin

    #46580

    rali
    Teilnehmer
    • Beiträge: 2
    • schaut mal rein

    Lieber Jürgen!

    Ich gebe zu, dass mir Dein Zugang anfänglich zu kompliziert war – oder besser gesagt, sich zu komplex angehört hat. Ich bin kein PC-Profi und suche daher prinzipiell den einfacheren Weg. Doch die anderen Alternativen (Cross-over etc.) haben (für mich!) keine befriedenden Ergebnisse gebracht (insbesondere bei der Anzeigedarstellungen und Fenstermanagement), weshalb ich dann doch noch einmal Deine Lösung angesehen habe. Ich habe sogar riskiert, etwas Geld zu investieren, bevor ich sie auch nur antesten konnte. So kaufte ich mir bei myOEM.de (keine Werbung, sondern nur ein Hinweis, dass es dort für mich geklappt hat) ein Windows-Update auf 11 pro (Jürgen beschreibt in seinem Thread, warum das wichtig ist) und war …. begeistert.

    Mein Apple-Laptop korrespondiert nun perfekt mit meinem Windows-Desktop, was nicht nur bei Patchwork sondern bei anderen Programmen hilfreich ist. Es gibt keine (und das hatte ich befürchtet) Verzögerungen beim Arbeiten und auch keine Anzeigeprobleme.

    Heute habe ich meine Patchwork-Testversion aufgestockt und mir eine Lizenz gekauft.

    @martin: Falls Jürgen mal nach Klagenfurt kommt, könntest Du ihm ein Bier spendieren. ;)

    Ich bedanke mich aber auch bei allen anderen, für die vielen Hinweise, die so eintrudelten. Nur weil Jürgens Tipp für mich der beste war, heißt das nicht, dass die anderen Vorgangsweise schlechter sind. Man muss halt geduldig sein und den Mut zum Experimentieren haben.

    Vielen Dank, Cicerro

     

    #46581

    rali
    Teilnehmer
    • Beiträge: 2
    • schaut mal rein

    PS: Ich sehe gerade, dass ich mich zum Erwerb der Software mit einem anderen Account eingeloggt habe. -.-

    Ich habe diesen Thread als Cicerro gestartet.

    #46585

    Juergen
    Teilnehmer
    • Beiträge: 43
    • Stammgast

    Hallo Cicerro,

    es freut mich, dass meine Anregung so gut funktioniert und zeigt auch, dass das Ganze keine Hexerei ist und auch für IT-technische Laien beherrschbar sein sollte.

    VG

    Jürgen

    #47694
    wego
    wego
    Teilnehmer
    • Beiträge: 24
    • öfters hier

    Wenn ich die Anleitung richtig verstehe, brauche ich auf jeden Fall auf dem Server eine aktuelle Windows-Version, die Updates erhält. Nämlich für den Server.

    Erst dann kann ich mit welchem OS auch immer auf den Server zugreifen.

    Insofern ist für nicht-Windows-User die zusätzliche Anschaffung einer aktuellen Windows-Version mit Lizenz für den vorgeschlagenen Server unablässig.

    #47695

    Juergen
    Teilnehmer
    • Beiträge: 43
    • Stammgast

    Hallo wego,

    der Begriff Server ist hier nicht richtig. Es ist ein ganz normaler Windows-Rechner als sogenannter Host erforderlich, auf dem lediglich die Pro-Version von Windows installiert ist.

    Keinesfalls ist als OS Windows Server notwendig. (Sorry für die fette Schrift, aber unterstreichen geht leider nicht.)

    Eine Windows 10 Pro Lizenz ist bei E..y für weniger als 10 € erhältlich. Das sind sog. OEM-Lizenzen, nach deutschen Recht ist der Weiterverkauf derartiger Lizenzen zulässig. Um das zu verbieten hat sich Microsoft vor Jahren mal die Zähne daran ausgebissen. Die technischen Anforderungen von Patchwork sind nicht allzu hoch. Da reicht, so wie ich es beschrieben habe, ein älterer, bereits abgelegter PC oder Notebook aus.

    VG Jürgen

Ansicht von 7 Beiträgen - 1 bis 7 (von insgesamt 7)

Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.