Stilanalyse Satzanfänge

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Dieses Thema enthält 7 Antworten und 4 Teilnehmer. Es wurde zuletzt aktualisiert von Alfred Alfred vor 3 Jahre, 6 Monate.

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  • #36375
    Alfred
    Alfred
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    Hallo zusammen,

    ich arbeite gerne mit der Stilanalyse von PW, die ich als ein sehr gutes Mittel zur Textverbesserung empfinde.

    Auf der Website schreiblabor.com gibt es noch einen Analysepunkt “Bindewortentzündung”. Diese ermittelt Füllwörter, bzw. Konjunktionen am Satzanfang. Wäre es möglich, eine solche Prüfung auch in PW einzubauen, bzw. überhaupt zulässig, weil urhebergeschützt?

    #36376
    martin
    martin
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    Hallo Alfred,

    freilich könnte man das einbauen und warum sollte das geschützt sein – Bindewortentzündung ist ja keine Marke.

    stilAber.

    Es werden immer verrücktere Methoden entwickelt, um noch mehr stilzuprüfen, von ›verklebtem Text‹ bis eben zur Bindewortentzündung. Das ist in meinen Augen sehr zeitsymptomatisch. Man kann mit solchen Mitteln nie einen guten Text erzwingen, egal, wie ausgefeilt sie sein mögen. Es ist nämlich die pure Symptombekämpfung, wohl einer der Basisirrtümer unserer Zeit; nicht anders als in der Medizin. Ich verwende selbst die Stilprüfung gar nicht. Man sollte stattdessen, finde ich, sein Sprachgefühl trainieren, seine Empfindung für die Bilder, die man weitergibt. Dabei kann durchaus auch mal ein Bindewort am Anfang sinnvoll sein, um den Satz an den vorigen anzubinden. Freilich könnte man das auch durch einen Strichpunkt erledigen.

    Die Stilprüfung ist im Prinzip schon okay, wenn man mit dem Schreiben beginnt. Doch sobald man ein bisschen sicher ist, sollte man die Stützräder möglichst bald entfernen und stattdessen die Sätze durchlesen, auf sich wirken lassen, sich den Text vorlesen lassen. Ganzheitlich, anstatt Symptome. Allein wie katastrophal ein Text durch Entfernung der monierten Wörter wird, sollte einem schon genug zu denken geben, dass die Stilprüfung. Schreiben ist nicht Kopf sondern Bilder und Herz. Und das kann man nicht stilprüfen.

    Im Bild siehst du denselben Text stilgeprüft. Nehmen wir nur mal den ersten Satz heraus und eliminieren, was gerade noch eliminierbar ist:

    Es werden verrücktere Methoden entwickelt, um mehr stilzuprüfen, von ›verklebtem Text‹ bis zur Bindewortentzündung.

    Siehst du, wie um wieviel knöcherner – manche würde vermutlich dazu ›sachlicher‹ sagen – dieser Text wirkt? Es fehlen ihm einfach die feinen Nuancen, die einem Text Stimmung einhauchen. Es geht um das richtige Maß an Gewürzen und die kann keine Maschine ermitteln.

    Liebe Grüße
    Martin

    #36377
    Alfred
    Alfred
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    Martin, da stimme ich dir im Prinzip zu.

    Auch ich überarbeite meine Texte lieber mehrmals selbst, dennoch lasse ich ab und an auch die Stilprüfung noch laufen. Sie kann zumindest Hinweise geben, ob ich etwas verändern/verbessern kann. Und natürlich kann eine Maschine das richtige Maß nicht ermitteln, aber sie kann hinweisen. Was der Mensch daraus macht, das ist dann natürlich seine eigene Sache.

    War nur so eine Idee mit der “Bindewortentzündung” falls dir die Ideen für die Erweiterung von PW ausgehen.

    #36378
    detlev
    detlev
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    Für mich die beste Stilanalyse ist immer noch per Computer Vorlesen.

    #36379
    martin
    martin
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    Hallo zusammen,

    @Alfred: Bindewortentzündung wäre ja auch ein wirklich netter – wenn auch nicht sympathischer – Ausdruck :-)

    @detlev: Finde ich auch die optimale Hilfe dabei. Gerade ein Buch durch, man liest einfach drüber und das Vorlesen bringt’s dann doch ans Tageslicht.

    Viele Grüße
    Martin

    #36384
    MartinZ
    MartinZ
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    Hallo zusammen,

    ich folge @martin bei der Feststellung, dass eine Stilprüfung schnell zu einem knöchrigen, wenig individuellen und die Phantasie anregenden Text führen kann. Manche Autoren sagen, dass man einen Text auch daran erkennen kann, mit welcher Stilanalyse er “behandelt” worden ist.

    Man muss der Stilprüfung ja nicht sklavisch folgen, zumal wenn man selbst ein gutes Sprachverständnis bzw. -gefühl hat. Ich habe schon von Autoren, die hoch gehandelt werden und deren Bücher hohe Verkaufszahlen aufweisen, Texte gelesen, die ich sprachlich als nicht besonders hervorstechend bezeichnen würde, und wo ich den Verdacht habe, dass dort eine Stilprüfung heftig gewütet hat.

    Was das Vorlesen angeht, so habe ich mir schon häufiger Passagen selbst vorgelesen, wodurch ich schnell Schwachstellen herausfinden konnte.

    Nur kann mir jemand den Begriff “Bindewortentzündung” erklären? Ich habe ihn hier zum ersten Mal gehört.

    Herzliche Grüße
    Martin.

    #36385
    martin
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    • Käpt'n

    Hallo Martin,

    auch ich hatte davon noch nie gehört.

    Wir leben in einer Zeit, in der man sich gerne nach dem Erfinden wichtiger Formulierungen dafür auf die Schulter klopft. Da sind es ›verklebte Sätze‹ und dort ist es eine ›Bindewortentzündung‹. Mich gruselt es bei solchen Ablenkungsmanövern vom eigentlichen, dem schriftlichen Malen von Bildern, die das Herz berühren. Hauptsache, man hat etwas Neues erfunden, von dem andere sprechen und das ein bisschen Marketingwert hat – ob es am Thema vorbeigeht, ist dabei nicht so wichtig. Passt perfekt in unsere sinnentleerte Zeit. Für mich jedenfalls ein guter Grund, mich von solchen Quellen der Irreführung fernzuhalten.

    Sorry für dieses OT, bei dem ich etwas emotional geworden bin. Aber es ist mir zurzeit generell einfach zu viel vor lauter Manipulation & Lug & Trug wohin man schaut.

    Liebe Grüße
    Martin

    #36399
    Alfred
    Alfred
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    Hallo zusammen,

    jetzt bin ich aber ein wenig überrascht, dass meine harmlose Frage solche Reaktionen hervorruft. PW hat selbst eine Stilanalyse eingebaut, mit welcher man 13 Hinweise bekommt, von Adjektiven bis zur Wertung (um im Alphabet zu bleiben) Wenn nun eine andere Website noch eine 14. Prüfung (Füllwörter am Satzanfang) anbietet, so soll das plötzlich unnötig, überflüssig, ja gar kontraproduktiv sein? Das verstehe ich nicht. PS: Füllwörter selbst stehen ja auch bei der Stilprüfung von PW an erster Stelle. Was soll also falsch sein, wenn man diese noch separat anzeigt, wenn sie am Satzanfang stehen?

    Dass die dann noch so ein geflügeltes Wort “Bindewortentzündung” erfinden – what shall’s!

    Und es ist natürlich selbstredend, dass jeder selber entscheiden muss, wie er diese Hinweise behandelt. Das gilt für die PW-Stilprüfung genauso, wie für jede andere, oder nicht?

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